Liebe Mitchristen,

Vor einigen Tagen habe ich die viele freie Zeit genutzt und mal mein Zimmer aufgeräumt. Beim Aufräumen der Zettelberge auf meinem Schreibtisch ist mir ein Zettel aus der Hand gerutscht, auf welchem ich den Ablauf einer Gruppenstunde für die Firmlinge notiert hatte, er muss mir wohl beim einsortieren entgagnen sein.
Ich hab diesen aufgehoben und beim lesen fielen mir viele der Gruppenstunden der vorigen Jahre ein. Ich legte die Zettelberge beiseite und hab durch meine Notizen geblättert, was ich mir für die jeweiligen Treffen überlegt habe und ob ich das bei kommenden Firmlingen ähnlich machen würde.

Im gleichen Atemzug fielen mir zwei Bücher ein, aus welchen ich zu jeder Stunde eine Kurze Geschichte gelesen habe.
Es sind keine Fantasy Ausschnitte oder tiefgreifenden Gedichte, und doch sind es gerade diese Geschichten welche in Form von kurzen Impulsen die interessantesten Gespräche erzeugt haben.

Ich nahm also die Bücher in die Hand und begann die Kurzgeschichten zu überfliegen, bis ich bei der folgenden Geschichte hängengeblieben bin.

Ein furchtbarer Sturm kam auf. Das Meer tobte und meterhohe Wellen brachen sich ohrenbetäubend am Strand. Als das Unwetter nachließ und der Himmel aufklarte, lagen am Strand unzählige Seesterne, die die Wogen auf den Sand gespült hatten.
Ein kleines Mädchen lief am Wasser entlang, nahm einen Seestern nach dem anderen in die Hand und warf ihn zurück ins Meer.
Ein Spaziergänger sah das und sprach das Mädchen an: "Ach kleine! Was du da machst ist vollkommen sinnlos. Siehst du nicht, dass der ganze Strand voll von Seesternen ist ?
Die kannst du niemals alle zurück ins Meer werfen!
Was du da tust, ändert nicht das geringste!"
Das Mädchen schaute den Mann an. Dann nahm sie den nächsten Seestern und warf ihn in die Fluten. "Für ihn wird es etwas ändern"

Ich bin an der Geschichte kleben geblieben, weil man doch gerade bei Jugendlichen in der FIrmung immer wieder hört "Die kommen doch eh nicht zurück "; "Die nehmen doch nur wegen der Geschenke an der FIrmung teil ";"Die machen das doch nicht freiwillig ".
Ich wurde gerade bei Gesprächen mit den Jugendlichen immer wieder von dem genauen Gegenteil überzeugt.
Vielleicht gilt es nicht für alle und jeden, aber wenn auch nur einer dieser kleine Seestern ist, der nach der Firmfeier auf seinem Glaubensweg bestärkt wurde, kann es für ihn nicht nur "etwas " sondern eine ganze Menge ändern.
Um das noch konkreter zu formulieren, eine Situation vor ca. einem Jahr: Ein ehemaliger Firmling kam nach der Messe auf dem Kirchplatz zu mir, grüßte mich freundlich und wir sprachen miteinander.

Nach kurzer Zeit grinste er breit und zog ein kleines Kärtchen aus seinem Portemonaie, welches er mir fröhlich zeigt.
Es handelte sich hierbei um eine kleine Karte auf welcher das Glaubensbekenntnis abgedruckt ist und welches ich jedem der Firmlinge mit einem kleinen Augenzwinkern überreicht habe, es sich in ihr Portemonaie zu stecken.
Auf dem Kirchplatz einen Seestern zu treffen ließ mich nach dem Gespräch sprachlos und schmunzelnd zurück.

Ich habe übrigens meinen Schreibtisch noch immer nicht aufgeräumt.

Ihr

Nils-Lukas Grotmann