Kokon

In einem unserer religiösen Ferienprogramme der OT Raphaelo, sprach ich mit den Kindern über die Verwandlung einer Raupe zu einem schönen Schmetterling. Dieses Ferienprogramm griff ein altes christliches Symbol für die Auferstehung Christi auf, den Schmetterling. Es beginnt mit der Raupe. Diese verpuppt sich nach einer Weile und ruht in einem fest verschlossenen Kokon, der wie tot wirkt. In diesem Kokon aber geschieht eine wunderbare Verwandlung. Zuletzt kriecht aus dem Kokon ein schöner Schmetterling und flattert fröhlich davon.

Der Kokon ist für mich ein Bild für unsere momentane Situation. Um die Verbreitung des Corona-Virus zu verlangsamen, meiden wir Direktkontakte, halten Abstand, ziehen uns in unsere Wohnungen und Häuser zurück, - wie eine Raupe um sich herum einen schützenden Kokon spinnt und sich von der Umwelt abschottet.

Den englischen Begriff „Cocooning“ gibt es schon seit Jahren. Die US-amerikanische Trendforscherin Faith Popcorn, hatte 1981 diese Strömung aufgespürt und als „Cocooning“ benannt. Sie beschreibt damit das Zurückziehen in die eigenen vier Wände.

Wem die Welt draußen zu kompliziert, stressig und uninteressant geworden ist, der ziehe sich in seinen kleinen, überschaubaren Lebenskreis zurück wie in einen Kokon. „Cocooning“ stehe für die schwindende Lust der Menschen, Neuland zu entdecken, ebenso für das Schrumpfen des eigenen Verantwortungshorizonts und für eine gewisse Gleichgültigkeit, die in der hoch individualisierten Gesellschaft um sich greift.

Ich frage mich:

  • Was geschieht bei uns in der momentanen Kokon-Phase? Wie verändern wir uns?
  • Gewöhnen wir uns möglicherweise an merkwürdiges Verhalten (Hamsterkäufe...)?
  • Welche positiven Entdeckungen dürfen wir in dieser Kokon-Zeit machen (Solidarität...)?
  • Besteht die Möglichkeit einer wunderbaren Verwandlung auch für uns? Welche Ideen davon haben wir vielleicht schon? Was können und wollen wir dafür tun?
  • Oder haben wir die Vorstellung, dass nach einer Zeit des Rückzuges alles wieder wie vorher sein wird? Im Bild gesprochen: Wird aus dem Kokon wieder eine Raupe herauskriechen?
  • Im Blick auf die zukünftige Öffnung der Kirchen frage ich mich: Bin ich in unserer momentanen Corona-Zeit bereit, den Ruf Gottes in seine Kirche zu hören? Habe ich das Vertrauen, dass Gott mich und unsere Gesellschaft auch hier gut begleiten wird? Habe ich den Mut, mich auf Neues einzulassen und mich dafür einzusetzen?

Noch ist für uns der Kokon angesagt. Aber vom Schmetterling träumen können wir schon jetzt!

Welche Verwandlung bahnt sich in Ihnen vielleicht schon an?

Britta Schulze