Liebe Leser*innen

Wissen Sie, was ein Folterapparat für Nescafe ist?

Gut, davon abgesehen, dass ich diesem Konzern tatsächlich aufgrund seiner Menschen- und Ressourcenausbeutung die Folter wünschte, so tippte ich auf diesen Hinweis meiner serbischen Freundin Slatjana mehrere Fragezeichen und einen fragenden Emoij in Whatsapp ein, nachdem sie mir diese, für sie erläuternde Worte übermittelt hatte.

Es ist manchmal schwer, sich über Sprachbarrieren hinweg zu verständigen. Das war auch bei mir der Fall, zumal bei mir erschwerend hinzukam, dass ich noch während des Studiums ganz gut stotterte und somit sowohl in der Schule als auch bei anderen Gelegenheiten vom Lesen und Sprechen hintenangestellt wurde.

Und im Bereich der Fremdsprachen überwogen bei mir bis in die letzten Jahre hinweg Ängste. Reicht mein Schulenglisch? Was passiert, wenn ich das *s* bei he/she/it vergesse? Versteht man mich dann noch? Oder wenn ich den Satzbau SPO (Sie wissen ja noch: Subjekt-Prädikat-Objekt) nicht beachte? Inzwischen tue ich mich da wesentlich leichter, weil Menschen mir signalisierten, dass sie mich verstehen, und ich andererseits dies auch kann. Verständigung basiert nicht auf Regeln, Kommunikation hängt nicht von Grammatik oder oft auch von Wortschatz ab. Unsere Schüler*innen in der Hausaufgabenhilfe lernen spätestens auch theoretisch ab dem 10. Schuljahr „Man kann nicht nicht kommunizieren“ (berühmter Satz des von Schüler*innen heißgeliebten Watzlawick). So verstand ich vor einigen Jahren bei meinem ersten Auslandsaufenthalt in Valencia meinen Hostelmanager ganz gut, als er mit Händen und Mimik und guter Laune den Weg zu einem Uhrmacher in der damals für mich fremden Stadt erklärte.

Vielleicht sogar die faszinierendste Erzählung von Pfingsten ist die, als die zuvor in verschlossenen Räumen sitzenden, Freund*innen von Jesu, auf die Straße traten und in verschiedenen Sprachen redeten. Ich gehe mal nicht davon aus, dass sie die Zeit nach dem Abschied von Jesu dazu genutzt haben, um Vokabeln zu pauken. Ich glaube, dass die Menschen auf den Plätzen und Straßen einfach verstanden haben, dass die Jünger*innen so begeistert von der Botschaft des Mannes aus Nazareth waren. Haben wir also mehr Mut, miteinander zu reden, auch wenn wir unterschiedlich sind. Wir werden uns verstehen, und falls es noch schwierig ist, wir beherrschen das Fragen…

Apropos Fragen…. Mit dem Folterapparat für Nescafe meinte Slatjana einen Milchaufschäumer. Sie hatte den Begriff auf Serbisch gegoogelt.  Gut, dass ist jetzt wieder Ansichtssachen, denn ich mag Milchschaum. Also für mich ist der Milchaufschäumer eher eine Wellnessgerät für… sagen wir mal Tazpresso-Kaffee (fair produziert und gehandelt).

Leckere Kaffeegenüsse und gute Kommunikation wünscht Ihnen

Thomas Willms