Die Frösche in der Milch
(nach einer Fabel des Aesop)

In einem heißen Sommer hatte die Sonne den Teich ausgetrocknet und zwei Frösche mussten sich auf die Wanderschaft machen. Im benachbarten Bauernhaus fanden sie die Küche und die kühle Speisekammer und dort einen Topf mit frischer fetter Milch.

Schwupps, sprangen sie hinein und tranken, dass es schmatzte. Als sie nun satt waren, wollten sie wieder heraus. Sie schwammen zum Rand des Kruges, doch weil sie so viel gesoffen hatten, kamen sie nicht mehr an ihn heran, sosehr sie auch hampelten und strampelten.
Allmählich ließen auch ihre Kräfte nach.

Da sagte der eine Frosch: "Es ist aus, Kamerad! Wir sind verloren!Es hat keinen Sinn mehr, dass wir uns weiter abmühen!" Damit ließ er sich sinken und ertrank in der Milch.

Der andere Frosch aber gab die Hoffnung nicht auf. Er schwamm und strampelte die ganze Nacht, und als am nächsten Morgen die Sonne in die Kammer schien, saß der Frosch auf einem großen Butterklumpen. Er nahm all seine Kraft zusammen und hupps, sprang er aus dem Milchkrug und davon.

Ein Milchtopf ist etwas ganz anderes als die gegenwärtige Corona-Pandemie. Was ähnlich ist, ist die Versuchung, in seinen Anstrengungen nachzulassen. Es gibt Tage, an denen ich mit den Einschränkungen gut zurecht komme und objektiv gesehen geht es uns ja auch gut im Vergleich zu anderen Ländern. Gegenüber Menschen in Brasilien oder Indien sind wir privilegiert. Aber dann gibt es auch Tage, an denen es mir schwer fällt, die Sicherheitsvorkehrungen einzuhalten und die Ungewissheit auszuhalten. „Gib nicht auf und gib vor allem die Hoffnung nicht auf!“ sagt die alte Geschichte. Aesop, der im 6. Jahrhundert v. Chr. lebte, kannte wohl auch die Versuchung zu resignieren.

Die Jünger im Evangelium des 3. Ostersonntags (Johannes 21,1-14) waren nach dem Tod Jesu in Jerusalem wieder zurück nach Galiläa gegangen. Der Alltag hatte sie wieder eingeholt. Sie gehen fischen und müssen nach einer durcharbeiteten Nacht feststellen, dass sie keinen einzigen Fisch gefangen hatten. Wenn das kein Grund ist, mutlos zu werden und die Hände sinken zu lassen.

Ich kann gut nachfühlen, wie es ihnen ergangen ist. Da begegnet ihnen der Auferstandene. Jesus sagt zu ihnen: „Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus und ihr werdet etwas finden.“

Auf das Wort Jesu hin, versuchen sie es noch einmal - und das Netz ist voller Fische.

Die Jünger geben nicht deswegen auf, weil sie verbissen an einer fixen Idee hängen. Sie ziehen sich nicht am eigenen Schopf aus dem Sumpf der Resignation. Sie hören auf die Ermutigung des Auferstandenen. Mit seiner Aufforderung hat er ihnen zugleich sein Wort gegeben.

Ich wünsche Ihnen und Euch, dass wir auch die Worte des Auferstandenen hören: „Nicht resignieren, die Hoffnung nicht aufgeben...“ Im Blick auf Corona und überhaupt.

Ihre und Eure Britta Schulze