Hallo miteinander,

eigentlich ist es immer ganz schön, etwas Erbauliches im täglichen Impuls zu lesen. Eine Weisheit, ein aufmunterndes Wort, theologisch salbungsvolle Worte. Ich enttäusche Sie: Von mir kommt dazu heute mal gar nichts. Niente, nada, ništa. Ich gönne Ihnen und mir heute auch mal einen wütenden, traurigen, schlechtgelaunten Impuls. Denn auch das sind die letzten Wochen: Wut, Ärger, schlechte Laune. Ich denke sehnsüchtig an das Schwimmbad, in dem ich sonst meine Bahnen ziehe und das seit Wochen geschlossen ist. Ich schmolle, weil ich so gerne auf der Bank vor meinem Lieblingscafé sitzen und einen Kaffee trinken möchte. Ich bin wütend, weil andere auf die Regeln pfeifen und ihre betagten Eltern besuchen, ich dagegen meine Eltern und die Familie meiner Schwester seit Wochen nicht besuchen darf und sie sehr vermisse. Ich ärgere mich, weil ich mich über so doofe Sachen ärgere. Und: Ich bin angenervt von den allabendlichen Corona-Nachrichten und den Corona-Extrasendungen – und bin noch mehr angenervt von mir selber, dass ich mir diese trotzdem immer wieder anschaue.

Ja, ich weiß: Schöner ist es zu hören „Yeah, wir schaffen das“. Aber jetzt mal ehrlich: Natürlich schaffen wir das. Deswegen darf ich aber doch auch mal wütend, traurig und angenervt sein, wenn’s gerade mal nicht so toll läuft. Und nein, ich werde das an dieser Stelle auch nicht versöhnlich auflösen mit einem „Bringe deine Sorgen, Nöte und Ängste vor Gott – er hält das aus“. Ich bin keine Theologin und natürlich wissen wir alle, dass Gott alles aushält.

Ich denke, wir können es uns erlauben, in diesen Wochen auch das ein oder andere Mal Grummel Griesgram, Oscar aus der Sesamstraße oder Muffi-Schlumpf zu sein (den letztgenannten gibt es wirklich: ein dauerhaft griesgrämiger Schlumpf). Wir dürfen auch mal wütend sein, mit dem Fuß aufstampfen und vor uns hin schimpfen. Meine Mutter schickte mir vor ein paar Tagen ein Video, in dem ein Psychologe (sofern er wirklich einer war) sagte, dass es gar nicht schräg und bedenklich sei, wenn man in diesen Tagen mit Pflanzen oder Möbeln spräche. Sorgen müssen man sich erst dann machen, wenn diese plötzlich antworten würden…

Es ist also nichts Schlimmes dabei, rumzuschimpfen oder auch Gegenstände anzuschimpfen, wenn wir schlecht gelaunt sind. Ich schimpfe in letzter Zeit oft mit meinem Computer. Manchmal offensichtlich so laut, dass mein Mann drei Zimmer weiter antwortet, ich solle mich nicht so aufregen. Aber manchmal muss ich einfach rummotzen – und der Computer gibt wenigstens keine Widerworte (oder sagt mir, ich solle mich nicht so aufregen).

Dies ist nun also ein Plädoyer dafür geworden, dass es auch mal OK ist, nicht gut gelaunt zu sein. Motzen Sie ruhig auch mal rum, wenn’s sein muss (geht prima mit Möbeln und Elektro-Geräten). Oft komme ich nach meinem Gezeter recht bald wieder von der Palme runter, auf die mich irgendwas gebracht hat. Manchmal bringe ich dabei sogar neue Ideen oder Denkanstößen mit (leider nie Kokosnüsse oder Datteln, was bei einer Palme doch eigentlich naheliegend wäre). Heute zum Beispiel werde ich mal darüber nachdenken, was es wohl über mich aussagt, dass mir bei Wut, Griesgram und Ärger im Grunde nur putzige Figuren aus Kinderbüchern und -sendungen einfallen…

Bis zum nächsten Mal – vielleicht dann wieder mit richtig guter Laune

Ihre und Eure Theresa Schramke