Liebe Mitchristen,

der Lichtweg, der in der Kirche St. Paul hängt, lädt in 14 Stationen mit Fotos ein, sich mit den nachösterlichen Begegnungen von Jesus mit seinen Freundinnen und Freunden zu beschäftigen.

Nach einer dieser Begegnungen heißt es in dem Johannesevangelium von Maria aus Magdala:
„Maria von Magdala lief nun zu den Jüngern und berichtete ihnen: „Ich habe den Herrn gesehen.“. Und sie erzählte alles, was ihr Jesus aufgetragen hatte.“
Ich denke, dass dieser kurze Abschnitt uns einlädt, über einige Erfahrungen in diesen Wochen zu reflektieren. Warum?

Vielleicht geht es Ihnen auch so wie mir: Wie gebannt blicke ich tagtäglich auf die Nachrichten, auf die Stellungnahmen der Experten*innen und Politiker*innen? Was für Zahlen legen sie vor, wie werden diese interpretiert? Bleibt es bei der „neuen“ Normalität oder können wir schrittweise zur „alten“ zurückkehren?

Auffällig ist doch, wie sehr wir in diesen Tagen nach „oben“ schauen, zu den von uns so genannten und angesehenen „Autoritäten“. Der Satiriker Oliver Welke spottete daher vielleicht nicht mit Unrecht über den Irrsinn um die Virologen Drosten, Streeck, Kekule und wie sie alle heißen. Auch sie haben regelrechte Jüngerscharen um sich geschart. Oliver Welke schlug entsprechend in seiner Sendung „heuteshow“ vom 17. April 2020 vor, nach dem Ausfallen der Fußball-EM doch Panini-Klebebilder mit den Gesichtern der Virologen anzubieten.

Experten oder auch die Machthaber dieser Welt sind für uns Autoritäten geworden, denen wir fast blind vertrauen.

In dem oben genannten Evangelium ist es anders. Dort berichtet Maria von Magdala den Jüngern über ein unerhörtes Geschehen, ein Sensation. Maria war keine Politikerin und wohl auch keine einflussreiche Denkerin, sondern eine einfache Frau – und Frauen hatten zu dieser Zeit sowieso wenig zu sagen. Aber die anderen Jünger/innen haben ihr zugehört. Sie haben sie ernst genommen.

Hätten wir ihr auch heute zugehört? Nehmen wir heute die Worte und die Gesten der einfachen Menschen um uns herum wahr und denken darüber nach, was sie uns mitteilen wollen?
Ich persönlich sehe mich in meiner Rolle als Christ als ein suchender Mensch, suchend nach Gottes Spuren und Gottes Reich unter den Menschen – und ich bin erstaunt, wieviel ich davon vor allem bei einfachen Menschen finden kann.

Daher lade ich Sie ein, nicht nur auf die Expert/innen und Machthaber/innen zu hören, sondern vielleicht auch mal aufmerksam auf die leisen Stimmen der Menschen um uns herum. Es lohnt sich!

Thomas Willms