Der morgige „2. Ostersonntag trägt innerhalb der Christenheit noch weitere Namen, die verschiedene Akzente setzen. Im Laufe der Jahrhunderte sorgte der Heilige Geist dafür, dass das Kirchenjahr bereichert wird und manches neu oder wieder unterstrichen wurde, damit Christgläubige dies wie ‚geistliche Angebote‘ verstehen.

Uns so ist schon der „Weißer Sonntag“, wie der morgige Sonntag meistens benannt wird, vielen Katholikinnen und Katholiken als Datum der Erstkommunion in guter Erinnerung. Für die meisten einer der schönsten Tage im Leben. Dies hätten wir gerne, wenn es möglich gewesen wäre, in der Jubelkommunion zum Ausdruck gebracht. Doch in diesen Wochen werden keine Erstkommunion- und Jubelfeiern stattfinden können. Aber die Zeit wird kommen und wir werden alles feiern, was in diesen Tagen ausfallen muss.

Und dann wird acht Tage nach Ostern immer der „Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit“ gefeiert. Papst Johannes Paul II. hatte ihn vor 20 Jahren ausgerufen. Er selbst starb ja 2005 am Vorabend eines solchen Sonntages. Der Barmherzigkeitssonntag geht zurück auf Visionen der heiligen polnischen Ordensfrau Maria Faustyna Kowalska (1905-1938). Papst Franziskus hat sie kürzlich als „Apostelin der Barmherzigkeit“ erklärt. Bemerkenswert: Neben Maria Magdalena als „Apostelin der Apostel“, Elisabeth von Thüringen als „Apostelin der Nächstenliebe“ und weiterer Frauen werden die Reihen der Apostel nachträglich weiblicher.  

Und dann gibt auf evangelischer Seite noch die Bezeichnung „Thomassonntag“. Dieser bezieht sich auf jenen Apostel von dem das morgige Sonntagsevangelium spricht.

Jesus selbst hatte Thomas auserwählt und dieser bezeugte vor Jesu Weg nach Jerusalem: „Lasst uns mit ihm gehen, um mit ihm zu sterben!“ (Joh 11,16). Doch dann musste er seine Hoffnung begraben und zurück blieb nicht viel.

Am Ostertag stimmte Thomas nicht in die Begeisterung der anderen ein. Vielmehr störte er eher die Feierstimmung indem er sprach: „Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht." (Joh 20,25). Kann man ihn nicht auch verstehen? Die Erfahrung der anderen reicht eben nicht für den eigenen Glauben und gerade deshalb sind diese Zeilen des Neues Testamentes so wichtig und spannungsreich zugleich. Glauben ist also nichts Selbstverständliches. Er ist Anfragen, Angriffen und neu-aufkeimenden Zweifeln ausgesetzt. Und es ist besser, ehrlich zu zweifeln, als unehrlich zu glauben.

Thomas ging so seinen Weg vom Zweifel zum Glauben, von der Unsicherheit zur Gewissheit. Christus will gerade denen begegnen, die ihn suchen und nach ihm fragen. Und schließlich kam der Auferstandene auf Thomas zu und ermutigte, ihn zu betasten. Aber Jesus kam nicht sofort auf Befehl. Eine Woche hatte es gedauert. Eine Woche, geprägt mit Warten, Aushalten, Ringen, Zweifeln...

Warten und Geduld scheinen immer auch Bestandteile eines Weges zum Glauben zu sein. Und Jesus begegnete Thomas auch nicht im stillen Kämmerlein, sondern in der Gemeinschaft der anderen, die gemeinsam ausharrten und sich gegenseitig getragen haben.

Glaube und Zweifel werden wohl immer zusammengehören. Gerade deswegen aber ist die Geschichte von Thomas so bedeutsam, weil sie das Versprechen gibt, dass wir trotz aller Zweifel mit Jesus rechnen dürfen und sollen, der auch heute durch verschlossene Türen kommt.

Einen gesegneten österlichen Sonntag!

H. Liesen, Kpl.