Liebe Schwestern und Brüder,

Ostern ist dieses Jahr für mich wie ein ausgedehnter Karsamstag: einige Jünger sind im Haus und haben sich eingeschlossen, andere haben die Stadt verlassen (und zogen sich aus Menschenansammlungen heraus). Dies geschieht jeweils aus Todesfurcht, dass man sie als Jünger Jesu erkennen würde. In den Evangelien wird uns berichtet, dass Frauen das Grab Jesu aufsuchen. Die Sehnsucht zum Herrn treibt sie an Orte, wo sie bei ihm sein können, aber das Grab ist zunächst verschlossen (wie heute viele Kirchengebäude).

Das leere Grab findet in der Bibel an Ostern noch eine Gemeinde vor ( - auch wenn der Apostel Thomas dieser Versammlung zunächst fernbleibt), sodass die Auferstehungsbotschaft von anfänglich verängstigten Frauen mutig übermittelt werden kann. Ob sich unsere Gemeinden wie zuvor versammeln werden, wenn öffentliche Gottesdienste wieder in unseren Kirchen stattfinden? Viele sind verärgert über das Gottesdienstverbot, andere gewöhnen sich ein Leben ohne Kirche an. Einzig Gott selbst kann seine Kirche und die vielen Gemeinden und Gemeinschaften zusammenführen.

In diesem Jahr gibt es in meiner Wahrnehmung von Ostern keine Frauen, die mir die österliche Botschaft verkündigen. Ich bin aufgerufen, selber zum leeren Grab zu gehen und mich dieser schockierenden Leere zu stellen. Ich suche Jesus, den Gekreuzigten, aber er ist nicht da.

Liebe Geschwister im Herrn, nach Möglichkeit möchte ich uns aufrufen, die Kirchengebäude in unserer Nähe zu besuchen. In jeder unserer Kirchen gibt es mindestens ein leeres Grab – nämlich den Altar. Heutzutage werden Altäre gerne als Tische gesehen, immerhin gibt es auch schon welche aus Holz, eine weiße Decke liegt auf ihnen und Brot und Wein werden in der Gabenbereitung zu ihnen gebracht. Doch wer von uns hat Zuhause einen Tisch komplett aus massivem Stein? Ursprünglich ist der Altar ein Grabstein, auf dem das weiße Leichentuch Jesu ausgebreitet wird, sodass genau an dieser Stelle die Auferstehung in jeder Heiligen Messe gefeiert wird. In jeder Kirche sollte diese Stelle erhaben und für jeden sichtbar sein. Besuchen wir das Grab Jesu in unserer Nähe und vergewissern wir uns, dass es wirklich leer ist. Tragen wir diese Botschaft hinaus in die Welt: beginnend in unseren Familien, Nachbarschaften, Freundeskreisen, …

Frohe und segensreiche Ostern

Thomas Armborst