Zwischen Dankbarkeit und Traurigkeit

Es ist der echte Wahnsinn! Ich bin wirklich begeistert und dankbar über so viele kreative Aktionen, in denen Menschen sich einbringen, Initiativen hervorbringen und vielfach anderen eine Hilfe sind.

Viele kaufen für andere ein oder bringen Bestelltes vorbei. Weil es an einfachen Masken fehlt, werfen viele Menschen einfach die Nähmaschine an und stellen einen einfachen Schutz gegen Corona her. Da die Tafeln nun nicht mehr in gewohnter Weise öffnen können, werden Menschen aktiv, die den notleidenden Menschen wöchentlich Nahrungsmittel ermöglichen. So auch bei der Chance Wuppertal! Hier werden weiter an allen Werktagen Lebensmittel zwischen 9.00 und 11.00 Uhr ausgegeben. Lehrer, die bisher vor allem analog unterrichtet haben, machen Unterricht über das Netz.

Politiker lassen uns teilhaben an ihren Entscheidungsprozessen und wir spüren: Nur gemeinsam können wir den Weg aus der Corona-Krise finden. Digitaler werden auch die Kirchen. Nicht alles ist völlig ausgereift, was sich findet. Aber: Wer nicht beginnt, lernt nicht dazu. Krankenhäuser bauen mit Hilfe ihrer oft zu wenigen Mitarbeiter Kapazitäten aus und bereiten sich auf die Menschen vor, die an Corona erkrankt sind. Dankbar und begeistert und mit Freude nehme ich dieses vielfältige Engagement wahr.

Es ist nur schwer zu ertragen! Die täglichen Zahlen über die Toten in den einzelnen Ländern erfüllen mich mit Trauer. Einem konkreten Menschen mit seiner Geschichte wird sein Leben genommen und er hat von jetzt auf gleich keine Zukunft mehr auf Erden. Hinter den Verstorbenen stehen Menschen, Angehörige, Freunde, Familien, die unendlich traurig sind und die oft ihre Trauer nicht angemessen ausdrücken können. Nicht immer ist es gut diesen Gedanken Raum zu schenken. Dennoch stelle ich mich zeitweise sehr bewusst dieser durch Corona verursachten Realität.

Am letzten Wochenende haben wir Palmsonntag gefeiert.
Jesus zieht in Jerusalem ein und viele Menschen begleiten ihn voller Freude. Diese Szene macht deutlich: Freude und Dankbarkeit der Menschen begleiten Jesus, weil er sich den Menschen zuwendet, weil er ihnen hilft und weil er die Menschen in ihrer Not nicht allein lässt. Da kommt ein "Menschen-Kenner" nach Jerusalem, einer der auch Gott kennt und einer der den Menschen zugewandt ist.
In Jerusalem angekommen wird er festgenommen und die Menschen feiern ihn nicht mehr. In der Passion des Palmsonntags lesen wir: „Kreuzige ihn!“ Und das Urteil wird vollstreckt.
Die Jünger und Jüngerinnen Jesu waren schockiert und sehr betrübt. Voller Trauer, Passivität und Unverständnis mussten sie geschehen lassen, was mit Jesus geschah.

Ich denke, im liturgischen Palmsonntag scheint etwas auf von unserer realen Situation heute: frohe Dankbarkeit und Traurigkeit! Nicht für jeden passen diese beiden Worte zusammen. Dennoch erlebe ich heute nicht selten, dass Menschen mir sagen: Bei aller Trauer über die vielen Corona-Toten, freue ich mich auch über die vielen Initiativen. Es scheint sich auszuschließen, aber es sind wohl zwei Seiten einer Medaille.

Ich wünsche allen, gestärkt durch unseren guten Gott, die Kar- und Ostertage verbunden miteinander zu feiern, auch wenn es in diesem Jahr auf eine ganz andere Art und Weise passieren wird.

Ihr und Eure

Britta Schulze